Legendäre Marken: De Tomaso

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Der De Tomaso Mangusta. Foto: Di © Jörgens.mi, CC BY-SA 3.0, Collegamento




Die Gegend um Modena in Norditalien fasziniert Autofreunde auf der ganzen Welt. Die meisten machen dort Urlaub und besuchen die Fabriken von Ferrari oder Lamborghini. Manche allerdings bleiben und bauen selbst Autos. Ende der Fünfziger tauchte dort ein Mann namens Alejandro de Tomaso aus Argentinien auf und begann Rennwagen und leistungsstarke Gran Turismo-Fahrzeuge zu bauen. Wie bei vielen italienischen Firmen ging es bei De Tomaso lange Zeit drunter und drüber, man hatte Probleme mit allem und jedem. Die guten Jahre waren Ende der Achtziger vorbei. Was bleibt sind eine spannende Firmengeschichte und atemberaubend schöne Autos.

Der Firmengründer Alejandro De Tomaso.


Mitte der Sechziger hatte De Tomaso einige Rennwagen und den Vallelunga, eine Straßenversion eines Rennwagens gebaut. Der Chef wollte einen echten Gran Turismo, der es mit Ferrari und Lamborghini aufnehmen konnte. De Tomaso ging die Sache richtig an: Er heuerte einen italienischen Designer an und nahm Kontakt mit Caroll Shelby, dem Entwickler der Shelby Cobra auf. Aber der Deal mit Shelby platzte und De Tomaso musste sich selbst um die Sache kümmern. Das war auch der Moment, indem er dem Auto den Namen Mangusta (eine Art Erdmännchen) gab. Mangusten fressen Kobras. Die Nachricht an Shelby war klar und deutlich. 

Das Chassis des Mangusta ist identisch mit dem des Rennwagens P70.



Nachdem man einen Motor bei Ford organisierte hatte, ging die Produktion Ende 1967 los. Als Chassis verwendete man das des Vallelunga, ein echtes Rennsportfahrwerk. Auch der Rest des Wagens war rennerprobt. Der schwere V8 Motor wurde mittig eingebaut, was allerdings für schwieriges Handling sorgte. 32% des Gewichts ruhten auf der Vorderachse, 68% auf der Hinterachse. Die Version für den europäischen Markt hatte einen 4,7 Liter Ford V8 mit 306 PS, die amerikanische Version hatte einen 4,7 Liter V8 und wegen strengerer Abgasnormen nur 230 PS. Ein an der Hinterachse montiertes Getriebe war ebenfalls vom Rennsport inspiriert. Der Mangusta war innovativ: Scheibenbremsen, Zahnstangen-Lenkung, Einzelradaufhängung sowie Klimaanlage und elektrische Fensterheber hatten damals nur wenige Autos. Er war aber auch gefährlich wie seine Rivalin, die Shelby Cobra. Aufgrund der ungünstigen Gewichtsverteilung war er schwierig zu fahren, außerdem wurde er ohne Gurte ausgeliefert. Obwohl er gegen die meisten amerikanischen Vorschriften verstieß, gelang es De Tomaso irgendwie, das Auto in die USA zu exportieren. In vier Jahren wurden ca. 400 Exemplare gebaut, 1971 wurde die Produktion eingestellt. 




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Der Pantera. Foto: Di Ed Callow - https://www.flickr.com/photos/ejcallow/4588822117/, CC BY 2.0, Collegamento



De Tomaso hatte sein Ziel erreicht, sich im Markt für Sportwagen zu etablieren. Nach dem schlangenfressenden Mangusta entwickelte man den Pantera, das erfolgreichste Modell der Firma. De Tomaso behielt das Konzept des Vorgängers bei und verbesserte es. Ein neues Monocoque aus Stahl ersetzte das alte Chassis, ein neuer 5,8 L V8 mit 335 PS den alten Motor. Man produzierte den Pantera fast zwanzig Jahre lang, über 7000 Exemplare wurden meist von Hand gebaut.



Obwohl die Firma in 30 Jahren viele Krisen erlebte und verschiedene Besitzer hatte, blieb Don Alejandro stets der Chef der Firma. Mit dem Mangusta machte er sich einen Namen in der Szene, mit dem Pantera kam der wirtschaftliche Erfolg. Die Mischung von schicker, italienischer Karosserie und bärenstarkem amerikanischen V8 war gelungen – die Sportwagen der Marke sind heute legendär. Die Tatsache, dass man als Argentinier in Modena Sportwagen bauen kann, sprach sich herum. Mitte der Achtziger packte der junge Horacio Pagani seine Koffer und kam nach Italien. Sein Auto, der Zonda, war ebenfalls ein internationaler Mix aus Italo-Schick und deutscher Ingenieurskunst. Bleibt zu hoffen, dass auch in Zukunft kreative Köpfe aus der ganzen Welt nach Norditalien reisen, um dort faszinierende Autos zu bauen. Wir brauchen sie dringend. Sie bringen Hoffnung in eine Welt, deren Zukunft sich in Richtung seelenloser Elektroautos entwickelt.
  

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