Ohne Seele aber mit Flügeltüren: Tesla X. Foto: Tesla. |
Vor zwei Jahren
habe ich einen Artikel über E-Autos und Tofu geschrieben. Die Botschaft war,
dass viele E-Autos nur ein fader Ersatz für Verbrenner sind. Dieser Artikel
setzt noch einen drauf und beschäftigt sich damit, warum E-Autos keine Seele
haben. Um diese Frage zu
erläutern, muss ich ein bisschen ausholen.
Durch die Digitalisierung wird
unsere Welt immer komplizierter. Wir arbeiten täglich mit Computern und
Smartphones, ohne zu verstehen, wie diese funktionieren. Das weckte den Wunsch nach etwas das man anfassen und verstehen kann. Mechanische Dinge erfüllen diesen Wunsch. Sie haben eine Seele, weil wir glauben, man
kann sie zerlegen und verstehen. Bei einem Oldtimer macht man die Motorhaube
auf, baut den Motor aus und nimmt ihn auseinander. Auch wenn man kein Ingenieur
ist, kann man sich vorstellen, wie die Kolben rauf und runter sausen, die
Zahnräder ineinander greifen und die Ventile sich öffnen und schließen. Mechanik
ist verständlich, weil sie sichtbar ist. Das macht einen guten Teil der
Faszination von Autos aus. Das Zusammenspiel von vielen Bauteilen, die
Betriebsgeräusche, der Geruch von Öl und Benzin sind physische Reize, die das
Gehirn versteht. Mechanik ist ein Gegengift zum digitalen Alltag.
Moderne Autos verfügen über viele digitale Elemente, bieten aber immer noch physische Reize. Motorbrummen,
Benzingeruch beim Tanken und Schaltgeräusche. Man kann sie nicht so einfach
verstehen, aber immer noch fühlen. Ein Maserati Gran Turismo, der beim
Beschleunigen heiser aus acht Zylindern röhrt, kann man hören und fühlen.
Auch beim Gangwechsel
in einem Schaltgetriebe fühlt man über Schaltknauf und Kupplung die Verbindung zum Auto. Die Elektrifizierung
nimmt Autos diesen physischen Reiz. Das ist auch der Grund, weshalb sich die
Beschleunigung in einem E-Auto anders anfühlt. Es fällt uns schwer zu
glauben, dass sie ohne hör- und sichtbare Folgen geschieht. Das ist das
Kernproblem: Verbrenner kann man sehen, hören und fühlen, Strom nicht. E-Autos
haben keine Seele, weil sie kein vergleichbares physisches Erlebnis bieten.
Oldtimer und mechanische Uhren bieten viel physische Direktheit. Foto: Autofieber. |
In unserer
komplizierten, von der Realität losgelösten Welt bieten mechanische Dinge ein
Gegengift. Oldtimer, mechanische Uhren oder Schweizer Taschenmesser sind fassbar und
verständlich. Auch moderne Autos haben diese Eigenschaften, aber in geringerem Maße. E-Autos aber machen Enthusiasten wie uns zu schaffen, weil das
physische Erlebnis unvollständig ist. Dem gewöhnlichen Bürger ist das freilich gleich. Wer freiwillig einen VW Passat fährt, wird den Verlust nicht bemerken.
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