Tesla und der Tofu-Effekt



Manchen Produkten eilt ihr schlechter Ruf voraus. Sie werden ihn einfach nicht mehr los. Tofu-Steaks sind ein gutes Beispiel. Sie sind der Inbegriff für faden Geschmack, für einen schlechten Ersatz, den niemand will. Elektroautos hatten eine Zeit lang dasselbe Problem. Im Vergleich zu ihren benzinschluckenden Verwandten waren sie sozusagen automobile Tofu-Steaks, da sie vom Fahrer viele Zugeständnisse in punkto Komfort oder Reichweite erforderten. Dass sie oft nicht ansprechend aussahen, verstärkte den Tofu-Effekt zusätzlich. Der erste Hersteller, der den Tofu-Effekt bei Elektroautos in den Griff bekommen hat, ist Tesla. Und das ist kein Zufall.


Tofu-Effekt: 0%. Guter Job, Elon. Foto: Tesla



Der Grund dafür ist Elon Musk. Der südafrikanische Milliardär hat sein Vermögen unter anderem durch die Gründung von PayPal verdient. Dann hatte er die Vision, Elektroautos zu bauen und kaufte die kleine Firma Tesla. Und weil es Musk nicht ums Geld, sondern ums Prinzip geht, ist er auch bereit Verluste hinzunehmen. Im Jahr 2016 waren das 773 Millionen Dollar – und in den Jahren davor auch. Aber Musk gibt nicht auf. Nach der Limousine Model S und dem geflügelten SUV Model X kommen bald die kleineren Modelle 3 und Y auf den Markt. Die Entschlossenheit, seine Vision durchzuziehen ohne aufs Geld zu schauen, ist der Grund warum Tesla es so weit geschafft hat. Ob Tesla in Zukunft Geld verdienen wird, ist unklar.


Weiß, mit Flügeln und Pausbacken - das muss ein Engel sein. Foto: Tesla


Klar ist aber, dass Tesla die erste Firma ist, die es geschafft hat Elektroautos begehrenswert zu machen. Die Tesla-Produktpalette hat keinen faden Tofu-Beigeschmack. Wer einmal einen Tesla gefahren ist, wird den Verbrennungsmotor nicht vermissen. Das Model S wirkt wie aus einem Guss – wie ein richtiges Auto eben. Neben dem schicken Design überzeugt es mit Leistung und cooler Sci-Fi-Technik, mit Klimaanlage und Navigation, viel Platz und Komfort. Eine echte Alternative zu einer europäischen Luxus-Limousine. Das wichtigste Austattungsmerkmal eines Teslas ist serienmäßig: Das Image. Ein Tesla-Auto ist ein Stück Zukunft, das man schon in der Gegenwart besitzen kann. Es kommt dem Kindheitstraum vom James Bond-Auto sehr nahe. Der 85kW-Akku des Model S soll eine Reichweite von 400 km ermöglichen. Dieser Wert kann aber schwanken, im deutschen Alltag ist wohl eher mit 250-280 km zu rechnen.

Fassen wir das ganze zusammen: Elon Musk hat erkannt, dass auch bei Elektroautos das Image stimmen muss.  Er hat Modelle entwickelt, die man fahren kann, ohne Angst zu haben darin gesehen zu werden. Keine Tofu-Mobile, sondern eine coole Zukunftsvision auf Rädern. Die mangelnde Reichweite der Elektroautos kann auch Tesla noch nicht von heute auf morgen lösen. Aber die Autos sind alltagstauglich und faszinierend zugleich. Sowas gibt’s auch im Auto-Business nicht so oft. 

Text and Picture: © autofieber.blogspot.de - 2017