Form follows function: Die Evolution der Karosserieformen in der ersten Häfte des 20. Jahrhunderts

 



Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren Autos nicht mehr als umgebaute Kutschen. Der damals gängige Karosserietyp hieß Phaeton: Die Autos waren immer offen und sahen aus wie ein Schuhkarton, an den Räder, Scheinwerfer, Kotflügel und Trittbretter angeschraubt worden waren. 

 

Ein Mercedes Tourenwagen von 1921.


Die Autos der Zwanziger unterschieden sich nur wenig von denen vom Beginn des Jahrhunderts. Dieser Mercedes Tourenwagen von 1921 sieht nur entfernt wie ein modernes Autos aus. Der Wagen ist noch immer offen, die Form der Karosserie erinnert an eine Badewanne und die Felgen sind aus Holz. Die Scheinwerfen sind nicht Teil der Karosserie, sondern außen angebracht. An beiden Seiten des Fahrzeugs befinden sich breite Trittbretter zum Ein- und Aussteigen. Der Innenraum ist karg und funktional, Luxus wie edle Hölzer oder weiche Stoffe gab es nicht. Gegen Ende des Jahrzehnts hatten einige Modelle bereits eine geschlossene Karosserie, diese wirkte aber noch kantig, roh, und nicht weit entwickelt. Erst in den dreißiger Jahren wurde das Auto zum mondänen Luxusprodukt. 

 

Das Auto der schönen Reichen und der reichen Schönen.

In den dreißiger Jahren wurde das Auto zum Spielzeug und Statussymbol der Wohlhabenden. Auch die Aristokraten dieser Welt fuhren nun Auto.  Die Autos waren größer, schneller und boten mehr Komfort und Luxus. Dieser Mercedes SS von 1930 ist ein echter Gran Turismo. Er ist 200 PS stark und 190 km/h schnell. Innen und außen ist er mit edlen Materialien wie Chrom, Leder und Edelholz ausgestattet. Zwar gab es immer mehr Autos mit geschlossener Karosserie, doch der Phaeton-Typ mit Faltdach war in den Dreißigern noch weit verbreitet.

 

Wow! Heiße Kurven in einem kleinen Schwarzen...

Gegen Ende der Dreißiger kam die Stromlinien-Form in Mode. Die Karosserien dieser Autos waren von einen fallenden Wassertropfen inspiriert. Das Ziel war, der entgegenströmenden Luft möglichst wenig Widerstand zu bieten. Zu diesem Zweck integrierte man die Kotflügel in die Karosserie des Fahrzeugs. Auch wenn dieser Mercedes 320 heute mit seinen geschwungenen, fast schon barocken Formen sehr extravagant wirkt, so ähnelt der Aufbau seiner Karosserie schon der eines modernen Autos. Er besitzt ein festes Dach und die Kotflügel sind fast vollständig integriert.  Lediglich die Front-Scheinwerfer sind noch außen angebracht. 

 

 

Der 300 SLR.

 

Nach der Unterbrechung durch den Zweiten Weltkrieg ging es in der Automobil-Welt wieder rund. Nach dem Krieg setzte sich die moderne, glatte Karosserie durch. Dieser Mercedes 300 SLR ist ein gutes Beispiel. Das Dach ist fest und Kotflügel und Scheinwerfer sind in der Karosserie integriert. So entstand das Auto wie wir es heute kennen.

Text&Fotos: © Autofieber Blog 2020

 

Kai Hartmann