Blue Crude: Recycelter Diesel




Blue Crude, eine saubere Alternative zu Diesel. Foto: Sunfire GmBH


Erdöl gilt als endlicher Energieträger, doch noch sind keine brauchbaren Alternativen in Sicht. Autos, LKWs und Flugzeuge mit Strom oder Wasserstoff zu betreiben ist derzeit nicht praktikabel. Wie ist Öl zu ersetzen?
 
Dieses Problem will die sunfire GmbH aus Dresden gelöst haben. Sie hat eine Technologie entwickelt, mit deren Hilfe synthetischer Diesel hergestellt werden kann – aus Kohlenstoffdioxid und Wasserstoff. Dieses Produkt nennt die Firma Blue Crude. CO2 und Wasserdampf entstehen bei der Verbrennung von erdölbasierten Treibstoffen in großen Mengen. sunfire hat eine Möglichkeit gefunden, diesen Prozess umzukehren, also aus den Bestandteilen der Abgase neuen Kraftstoff herzustellen.

Was wie Science-Fiction klingt, ist wissenschaftlich betrachtet simpel. Jede chemische Reaktion ist umkehrbar. Das bedeutet, dass die Bausteine, aus denen Diesel besteht – Kohlenstoff und Wasserstoff – zu gleichen Teilen auch nach der Verbrennung in den Abgasen vorhanden sind.  In der Theorie lassen sich daraus  wieder neue Dieselmoleküle zusammenbauen. Doch der Haken an der Sache ist: Während die Verbrennung von Diesel freiwillig – mit geringem Energieaufwand – funktioniert, muss die entgegengesetzte Bildung von Diesel erzwungen werden. Dieses  Verfahren  hat sunfire nun deutlich effizienter gestaltet.    

Eine schematische Darstellung der Herstellung von Blue Crude. Foto: Sunfire GmBH


Die komplizierten Prozesse sind nun für die Massenproduktion tauglich. Bei Blue Crude handelt es sich um einen Energiewandler. Die Energie für die Elektrolyse erfolgt durch Öko-Strom. Die Energie des Stroms wechselt  also nur den Träger – von Strom zum Diesel.  Durch den sogenannten Kohlenstoffkreislauf wird  im Vergleich zu herkömmlichen Kraftstoffen eine Co2 Reduktion von bis zu 85% möglich.  Mit einem speziellem Verfahren kann CO2 aus Abgasen aus der Luft gefiltert werden.  Mithilfe dieses CO2  wird wieder Diesel hergestellt, der Kohlenstoffkreilauf schließt sich wieder.


Wichtig bei einem klimaschonendem Treibstoff ist auch der Energieaufwand bei der Herstellung. Das Gesamtverfahren von Blue Crude hat eine Effizienz von ca. 65%. Um 1MJ Energie in Form von Diesel zu erzeugen müssen 1,5MJ an Energie aufgewendet werden. Ein weiterer Vorteil von Blue Crude ist die saubere Verbrennung: Er enthält keine Schadstoffe wie Schwefel oder Aromaten, ist also reiner als konventioneller Diesel. Das verhindert die Entstehung von schädlichen Nebenprodukten wie etwa giftigen Schwefeloxiden.

Die Herstellung ist eine komplizierte Geschichte. Foto: Sunfire GmBH


Auch im Rahmen der Energiewende bietet Blue Crude einen Vorteil: Bisher war es schwierig, Strom aus Alternativen Quellen wie zum Beispiel der Windkraft zu speichern. Denn Wind weht nun mal dann, wann er will und nicht wenn man ihn braucht. Mithilfe der Technologie von sunfire könnte man bei windigem Wetter aus dem Strom der Windenergie Diesel herstellen, den man problemlos in Tanks speichern kann. Der Herstellungspreis von Blue Crude liegt bei schätzungsweise 1,20-1,30€ pro Liter, zuzüglich Steuern. Bei den aktuellen Dieselpreisen wäre eine Massenproduktion in Deutschland nicht wirtschaftlich.


Blue Crude bietet eine große Chance Verbrennungsmotoren klimaneutraler zu gestalten. Statt aus Erdöl wird Diesel nun aus dem CO2  der Abgasen  hergestellt. War Kohlenstoffdioxid bisher ein wertloses Abfallprodukt und klimaschädliches Treibhausgas, so ist es nun zum Rohstoff geworden. Es besteht also die Möglichkeit, Diesel weiterhin zu nutzen, bis alternative Antriebskonzepte wie Elektro - oder Wasserstoffautos wettbewerbsfähig sind. Der so produzierte Diesel könnte im jedem Dieselfahrzeug verwendet werden. Der Ausstoß der Treibhausgas CO2 kann kompensiert werden, ein altbewährter Kraftstoff für die Zukunft fit gemacht werden. Ab 2020 wird in Norwegen die erste Blue Crude Raffinerie ihre Produktion aufnehmen.

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